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Auf den Spuren der Römer – Die Teufelsmauer
Das schöne Fränkische Seenland bietet nicht nur Gewässer und herrliche Natur in Hülle und Fülle: In der Region kann der römische Limes, das längste Bodendenkmal Europas, auf vielen Wanderwegen und in diversen Ausstellungen besichtigt werden.
Der Limes wurde im Sommer des Jahres 2005 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Mit 550 Kilometern Länge ist er das längste Bodendenkmal Europas. Hier begegnete die hoch entwickelte Kultur der römischen Antike dem kulturellen Entwicklungsland des „barbarischen“ Germanien. Der obergermanisch – rätische Limes diente den Römern als Befestigungswall zur Abgrenzung ihres Reiches. Er wurde zum größten Teil im 2. Jahrhundert errichtet. 260/270 nach Christus endete die römische Herrschaft rechts des Rheins. Zu dieser Zeit verlor auch der Limes an Bedeutung. Eine der großen wehrhaften Einheiten entlang des Limes wurde durch das Kastell Iciniacum und das große Lagerdorf gebildet. 2 Kilometer vom Kastell entfernt führte der Limes, auch Teufelsmauer genannt, durch das Dorf Pfofeld. Auf 4 Kilometer erstreckte sich in diesem Bereich die Grenze zwischen den Germanen im Norden und den Römern im Süden. Wer sich für die Geschichte interessiert, kann mithilfe der neuen Infotafeln, dem Rundwanderweg vom Kastell zum Limes und Führungen von Archäologen, alles Wissenswerte über diesen Teil Deutschlands erfahren.
Römische Kultur
Das Fränkische Seenland ist ein Beweis dafür, dass Geschichte nicht immer nur staubtrocken sein muss. Besonders anschaulich erlebbar werden die Relikte dieser Zeit in Weißenburg. Das erste Anlaufziel in diesem Zusammenhang ist das Zentrale Bayerische Limes-Informationszentrum im Römermuseum. Dort erhält man sowohl umfassende Informationen zum gesamten Obergermanisch-Raetischen Limes zwischen Rhein und Donau, aber auch zum Römischen Erbe im Fränkischen Seenland. Um die Geschichte greif- und nachvollziehbarer zu machen, sind die Fundstücke aus zahlreichen Grabungen in der Weißenburger Gegend bestens geeignet. Den unbestrittenen Höhepunkt der Ausstellung bietet der Römerschatz. Er wurde zwischen 233 und 259/60 wegen einer drohenden Gefahr vergraben und tauchte 1979 in einem Spargelbeet wieder auf.
Wenn man sich die Theorie durchgelesen und angehört hat, ist die Zeit gekommen, sich auf den Weg zu machen und die römischen Hinterlassenschaften selbst zu erkunden. Einen wundervollen Einblick in die römische Baukunst von Befestigungsanlagen bietet das Kastell Birciana am Westrand Weißenburgs mit dem nachgebildeten Nordtor. Auch die Thermen, die vermutlich von Legionären als Zivilbäder errichtet wurden, sind wichtige Zeugnisse der Römer. Ein anschauliches Bild der typisch römischen Badeanlagen geben die gut erhaltenen Fundamente sowie die rekonstruierten Räume. Die Römischen Thermen Weißenburg zählen zu den am besten erhaltenen und bedeutendsten Thermenanlagen in Süddeutschland. Erst im Jahre 1977 wurden sie bei Bauarbeiten am südwestlichen Stadtrand entdeckt und in den 1980er Jahren aufwendig konserviert und rekonsturiert. Geführte Touren werden in Weißenburg regelmäßig angeboten und versprechen einen tollen Einblick in die Lebensweise der alten Römer.
Wem der Sinn nach einer Erkundung der Geschichte auf mehreren Etappen steht, dem sei die 120 km lange Wanderung auf dem Limesweg empfohlen. Start der Tour ist in Gunzenhausen, wo im Museum für Ur- und Frühgeschichte römische Funde aus der Region gezeigt werden. Im Burgstallwald wurde eine Limes-Palisadenwand rekonstruiert. Nebenbei können Eifrige dort die Überreste zweier Wachtürme bestaunen. Folgt man dem Pfad weiter, erreicht man die Grundmauern der Therme des Iciniacum bei Theilenhofen und dem Kastell Sablonetum bei Ellingen. Die Grundmauern des Kleinkastells „Burgus“ in Burgsalach sind in ihrer Bauform einmalig in Europa und erinnern an Kastelle in Afrika.
Der Zeitzeugen gibt es jedoch einige mehr: Dazu gehört die Bauinschrift an der Außenmauer der Michaelskirche in Gnotzheim, entstanden um 144 nach Christus. Desweiteren aber auch die Villa Rustica mit konservierten Fundamenten in Hüssingen und in Treuchtlingen ein restaurierter römischer Gutshof am Weinbergshof, sowie eine archäologische Sammlung im Heimatmuseum. In Thalmässing ist es das Museum für Vor- und Frühgeschichte und der Archäologische Wanderweg. Am Dennenloher See wurde ein Mauerstück des Limes aufgebaut.
Der Römerpark Ruffenhofen
Bis ins Jahr 2003 war das Gelände des Römerparks Ruffenhofen eine ganz normal genutzte landwirtschaftliche Ackerfläche. Um das darunter liegende Bodendenkmal – Römerkastell und zugehörige Zivilsiedlung – zu schützen, wurden im Jahr 2002/2003 40 ha Fläche über das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken angekauft und in Wiesen umgewandelt. Diese schützen das Bodendenkmal, da kein Pflügen oder Ackern mehr erlaubt ist.
Seit dem 15. Juli 2005 gehört der Römerpark Ruffenhofen als Teil des römischen Grenzsystems zum UNESCO-Welterbe Limes. Anschließend wurde der Römerpark nach und nach ausgebaut. Besucher können das komplette Gelände von einem Aussichtshügel überblicken. Ein Nachbau des Kastells im Maßstab 1:10 ist hier ebenfalls zu bestaunen. Wer mag, kann auf römischen Wegen durchs Gelände streichen. Alle wichtigen Stellen wurden mit Informationstafeln versehen. Für Kinder gibt es neben einem Spielplatz verschiedene weitere Angebote,:von Rätseln über ein drehbares Puzzle bis zu einzelnen Spielgeräten.
Der Besuch des Römerparks ist jederzeit möglich und kostenfrei. Auch Hunde dürfen mitgenommen werden. Bitte beachten Sie jedoch die Leinenpflicht. Interessierte können nach Absprache gerne an einer Führung teilnehmen. Genauere Informationen erhalten Sie hier.
Wer sich nähere Informationen zu diesen Zeitzeugen aneignen möchte, kann die Broschüren „Auf den Spuren der Römer im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen“ und „Deutsche Limesstraße“ für jeweils 1,50 Euro bei der Touristikinformation Gunzenhausen erwerben.
Bilder von © Winfried Braun / PIXELIO
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